Am zweiten Juniwochenende fand in Plauen nun schon zum 57. Mal das Spitzenfest statt. Passend dazu erlebt der Wettbewerb „Spitzenklamotten“ seine zweite Auflage. Worum es dabei geht, verraten wir im heutigen Blogbeitrag.
Plauen und die Spitze
Seit je her ist die Plauener Spitze eng mit modischen Kreationen verbunden. Zur Hochzeit der Spitze gab es in Plauen eine Kunstschule, die in mehreren Städten Dependancen hatte – sogar in Paris. Was liegt also näher, zum Spitzenfest einen Wettbewerb zu veranstalten, in denen Mode und Spitze im Mittelpunkt stehen. Das besondere an dem Wettbewerb ist, dass keine professionellen Designer angesprochen werden. Er richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 25 Jahren, die sich in diesem Jahr mit dem Motto Chapeau – Gut behu(e)tet auseinandersetzen sollten.
Allen Teilnehmern wird nicht nur Plauener Spitze zur Verfügung gestellt, sie können zusätzlich wertvolle Tricks und Tipps in verschiedenen Konsultationen erhalten. Ich finde den Wettbewerb aus vielerlei Gründen absolut unterstützendwert: Jugendliche, die sonst nicht wirklich viele Berührungspunkte mit der Spitze haben, werden an das traditionsreiche Produkt ihrer Stadt herangeführt und dafür begeistert. Sie setzen sich mit der Spitze auseinander und bekommen ein Gefühl für die Verarbeitung. „Spitzenklamotten“ trägt außerdem dazu bei, der Plauener Spitze ein moderneres, jüngeres Bild zu verleihen und zeigt, wie vielfältig Spitze ist.
Die Hüte zum Wettbewerb Spitzenklamotten
Eingereicht wurden 30 Arbeiten, die von einer fachkundigen Jury bewertet wurden. Es sind wundervolle Hutkreationen entstanden – die noch bis zum 26.06. im Plauener Spitzenmuseum bewundert werden können.
Aber es war nicht mit der Einreichung des Hutes getan – zum Projekt gehörte zusätzlich eine Dokumentation der Entstehung des Hutes, wie z.B. Skizzen oder Fotos und eine kurze Beschreibung. Hiervon war ich besonders begeistert – die Projektbeschreibung war oft genauso aufwendig gestaltet, wie der Hut selbst. Die Teilnehmer gestalteten kleine Bücher und aufwändige Mappen, in denen sie die Inspirationen und Arbeitsschritte zeigten.
Ein Höhepunkt des Spitzenfestes ist die Präsentation der Kreationen und die Auszeichnung der Gewinner auf dem Altmarkt am Sonntag. Der Wettbewerb ist damit einer der wenigen Programmpunkte, zu denen auf dem Spitzenfest auch Spitze präsentiert wird.
Gewinnerin des Wettbewerbes Spitzenklamotten ist Vanessa Kressel mit einem Hut, der an ein überdimensionales Nadelkissen erinnert.
Den zweiten Platz belegt ein Hut von Sophie Schramek, der mir persönlich sehr gut gefallen hat: Eine weiße Spitzenmaske, die mit Pfauenfedern verziert wurde.
Auf dem dritten Treppchen steht Isabell Fischer mit einem schwarz-lilafarbenen Hut, der sowohl auf dem Kopf, als auch als gesichtsbedeckende Maske getragen werden kann.
Zusätzlich wurden an drei Teilnehmer Anerkennungspreise, sowie ein Jugendpreis und ein Kinderanerkennung verliehen.
Noch mehr Spitzenhüte
Zum Glück musste ich nicht eine Jury-Entscheidung treffen, denn die wäre mir wahnsinnig schwer gefallen. Es gab soviel unterschiedliche Hüte, die sich alle durch große Kreativität, enorme Phantasie, schöne Details und auch Witz auszeichnen. Mich hat begeistert, wie gekonnt die Spitze in Szene gesetzt wurde, sei es durch einzelne Elemente oder im flächigen Einsatz. Die Spitze wurde auf ganz vielfältige Weise verarbeitet und ihr so immer wieder ein neues Aussehen gegeben. Spannend war es auch immer wieder die eigene Spitze an den Hüten zu entdecken und zu sehen, wie sie eingesetzt wurde.
Neben dem schon genannten zweiten Platz waren meine persönlichen Favoriten ein weißer, haubenähnlicher Hut von Emily Simanski, der sich an einem Hut von Beatrice von York orientierte. Mich erinnerte er durch seine weiße Spitze und die Borte sehr an einen Trachtenhut.
Ganz wunderbar fand ich den schwarz-goldenen Zylinder von Lisa Wirth. Der Hutmacher aus Alice im Wunderland stand hierfür Pate. Den Zylinder hat Lisa aus Pappe gefertigt. Am Hut findet sich unsere schwarze Viviana-Spitze und ein kleiner Schlüssel wieder.
Zum Entstehungsprozess ist ein kleines Buch entstanden, dass zum einen die Geschichte des Zylinders dokumentiert und andererseits die Ideen und die Fertigung des Hutes darstellt.
Aber nicht nur Mädels konnten sich für den Wettbewerb begeistern, auch Jungs sind kreativ geworden und haben Hüte entworfen, so z.b. Sven Pickenhan der einen Hut eingereicht hat, der große Anleihen am Steam Punk hat. Auch ein Stück, dass mir sehr gefallen hat.
Auf ins Spitzenmuseum
Wenn Sie sich selbst ein Bild machen möchten – noch bis zum 26. Juni sind die kleinen Meisterwerke im Spitzenmuseum zu bestaunen. Es lohnt sich sehr.
Zum Schluß möchte ich ein großes Dankeschön sagen, an all die ehrenamtlichen Helfer, die die „Spitzenklamotten“ ermöglichen und an den Verein Plauener Spitzenfest, die Bürgerstiftung Plauen, den Branchenverband Plauener Spitze und Stickereien e.V. und den Dachverband Stadtmarketing Plauen e.V., ohne deren Unterstützung der Wettbewerb nicht möglich wäre.
Es wäre durchaus wünschenswert, den Wettbewerb Spitzenklamotten jährlich stattfinden zu lassen. Denn für mich stellt sich die Frage, wie viel Spitze es im nächsten Jahr auf dem Spitzenfest geben wird. Wenn ich durch das Programmheft schaue, bliebt in der Tat nicht viel mit Bezug zu dem Produkt übrig, dass die Stadt bekannt gemacht hat. Momentan ist die Spitze leider nicht viel mehr als der Namensgeber für das jährliche Fest. Vielmehr sollte es aber so sein, dass es ein Fest zu ehren der Spitze ist, bei dem die Spitze in jeder Hinsicht die Hauptrolle spielt.